Dave Haynie

Dave HaynieDer Name Dave Haynie wird wohl ewig mit dem Amiga und seinem Dahinscheiden verbunden sein, jedoch war David am Ende des Unternehmens nicht schuld, zeichnete sich jedoch als Dokumentator der letzten Tage aus. Begonnen hatte seine Karriere bei "Big C" jedoch schon deutlich früher. Der am 23. Mai 1961 in Summit (New Jersey) geborene Dave fand schon recht früh seine Begeisterung für elektronische Bauteile und bastelte bereits recht früh an Bausätzen der Firma Heathkit, die es dem Anwender ermöglichten eigene Radios oder Amateurfunkgeräte zu produzieren. Der entscheidende Moment kam jedoch, als er mit 12 Jahren am Tischrechner seines Vaters arbeiten durfte. Das Modell von Hewlett Packard schlug ihn sofort in seinen Bann und Dave begann immer mehr Informationen über Computer zu erlangen. Im selben Jahr begann er das Programmieren zu erlernen, während sein Vater ihm seine Rechenzeit am firmeneigenen Großrechner schenkte.

Amiga 20001977 erschien der weltweit erste Homecomputer Commodore PET 2001 und Dave hatte die Möglichkeit, dank seines damaligen besten Freundes Scott Scherer, auf diesem einige Programme selbst zu entwickeln. Sein Talent ermöglichte es ihm 1979 die Carnegie Mellon Universität zu besuchen, die er 1983 mit zwei Bachelor of Science, in Mathematik und Elektrotechnik, erfolgreich verließ. Noch im selben Jahr unterschrieb er einen Vertrag bei Commodore, wo er seine Arbeit unter Bil Herd begann. Bil Herd selbst war federführend bei der Entwicklung zahlreicher Modelle, wie dem Commodore Plus/4, dem C16/116 und etlicher Prototypen (C264 und C364). Allerdings war der Commodore 128 sein erfolgreichstes Projekt und Dave Haynie war immer mit dabei. Bereits beim Plus/4 und dem C16 war er mitverantwortlich für die Implementierung des TED-Chips in das gesamte System. Auch bei Bills letzter Auftragsarbeit für Commodore, dem C128, war Dave stark in die Entwicklung involviert. Als Bill danach jedoch das Unternehmen verließ, schlug die Stunde für den jungen Dave: Commodore ernannte ihn zum Chefentwickler für den Bereich der Low-End Computer. Allzulange blieb er jedoch nicht hier behaftet und übernahm schon bald das Redesign des Amiga 2000, der in Deutschland zwar entwickelt wurde, allerdings keine befriedigende Lösung war. Haynie entwarf den Amiga 2000 nocheinmal neu, basierend auf dem Entwurf des Amiga 500. Dieser wurde zur selben Zeit, wie der ursprüngliche Amiga 2000, entworfen, war allerdings eine Neuentwicklung, während der Amiga 2000 auf dem Amiga 1000 basierte. Dave war mit der Materie soweit vertraut, dass er nach dieser Arbeit bei der Entwicklung der Turbokarte A2620 mithalf und ein Jahr später für die Nachfolgekarte A2630 allein verantwortlich war. Eingesetzt wurden diese Karten zunächst in den Modellen Amiga 2500/20 und 2500/30. erschienen aber später auch als frei erhältliche Zusatzkarten.

Amiga 3000Kurz nach Beendigung der Arbeiten an den Turbokarten erhielt er ein neues Projekt: der Zorro III Bus. Unter diesem Namen entwickelte Dave den Nachfolger des bisherigen Erweiterungsbussystems Zorro II, der im Amiga 2000 bisher arbeitete und lediglich 16bit breit war. Dies bremste die Turbokarten des Amiga 2000 erheblich aus und der Entwicklungsabteilung wurde klar, dass ein Nachfolgesystem unbedingt auf 32 bit setzen musste. Wie auch sein Vorgänger, konnte Zorro III auch mit Plug 'n' Play aufwarten, dass Erweiterungskarten ohne erforderliche Zusatztreiber betreiben konnte. Da ein System nicht nur auf Prozessor und Chips setzt, sondern über einen Systembus kommuniziert, war es schon bald klar, dass Haynie bei der Entwicklung des Amiga 3000 maßgeblich beteiligt werden musste. Gemeinsam mit Greg Berlin, Hedley Davis, Jeff Broyer und Scott Hood gehörte er zu den Schöpfern des neuen Flaggschiffes von Commodore, dass 1990 den Markt betrat.

Die Arbeiten, die er für das Unternehmen geleistet hatte, beeindruckten Commodores Chefetage nachhaltig und man transferierte Dave in die Abteilung für zukünftige Projekte: dem El Dorado für Entwickler. Hier war man nicht beschränkt auf derzeitige Entwicklungen, die eine Entwicklung an ein bestehendes System ketten würde. Hier war es möglich zukunftsweisende Forschungen zu betreiben. Und Haynie forschte. Bereits seit 1988 arbeitete sein Kollege Bob Raible an einem neuen Chipsatz für zukünftige Amiga-Modelle, das den Namen AA (Advanced Architecture) erhielt, in Europa aber eher unter dem Namen AGA (Advanced Graphic Architecture) bekannt war. Haynie stieg in das laufende Projekt mit ein, das zu dieser Zeit noch unter dem Projektnamen Pandora firmierte. Pandora bot erstmals einen gesteigerten Farbbereich von 262.144 Farben, der auch bei HAM-8 voll zum Tragen kam. In der gängigen Amigaauflösung, die zuvor nur 32 Farben darstellen konnte, waren nun bis zu 256 möglich. Dies stellte eine gewaltige Verbesserung dar, die nun auch mit VGA für IBM PC kompatible konkurrieren konnte. Commodore selbst ließ zu dieser Zeit allerdings auch eine noch fortschrittlichere Architektur entwickeln, die AAA (Advanced Amiga Architecture) genannt wurde. Auch hier war Dave maßgeblich beteiligt. AAA sollte die übernächste Generation der Amigamodelle darstellen, konnte bis zum Konkurs des Unternehmens allerdings nie den Prototypenstatus verlassen. Zudem erkannte man, dass AAA zur Veröffentlichung keine Vorteile gegenüber einem damaligen PC besaß und somit in der Masse der Systeme gnadenlos untergegangen wäre. Der Nachfolger des AAA-Projektes war dann das Projekt Hombre.

Doch zu diesem Zeitpunkt war das katastrophale Ende noch nicht in Sicht und Haynie konzentrierte sich auf die Fertigstellung des AA-Chipsatzes, der bereits hinter vorgehaltener Hand als erstes System des Unternehmens galt, das mit 24bit-Grafik aufwarten konnte. Unter dem Namen Amiga 3000+ wurde der erste Prototyp fertiggestellt, der auf einem Amiga 3000 basierte, neben dem AGA-Chipsatz allerdings auch einen neuen Soundprozessor erhielt. Während Haynie das System stolz auf einer Konferenz vor Entwicklern präsentierte, stoppte die Führungsetage das gesamte Projekt. Haynie konnte es nicht fassen: Commodore produzierte lieber eine Low-End-Variante des Amiga 500 und versprach sich davon aus einem alten System mit neuem Namen (Amiga 600) noch etliche Dollar zu quetschen. Statt in die Zukunft zu investieren, versuchte man, die Vergangenheit gnadenlos auszuweiden.

Zurück zum Einzelpersonenmenu