MOS 6502

MOS 6502Der MOS 6502 ist ein legendärer Mikroprozessor, der seit 1975 produziert wurde und in einem langen Konkurrenzkampf mit dem Zilog Z80 stand. Entwickelt wurde der Prozessor in erster Linie von Chuck Peddle und Bill Mensch, die bereit zuvor gemeinsam am Motorola 6800 arbeiteten. Chuck reiste zu dieser Zeit viel umher und versuchte den 6800 an interessierte, industrielle Abnehmer zu verkaufen, doch mit einem Preis von 300 $ war die Nachfrage äusserst gering. Somit begann er die Kunden zu fragen, zu welchem Preis ein Prozessor für sie in Frage kommen würde. Die Antwort war ernüchternd: mehr als 25 $ war fast niemand bereit auszugeben. Zurück im Unternehmen unterbreitete Chuck dem Vorstand die Idee eines Low-Budget Prozessors, der diesen Bedürfnissen nachkommen sollte. Das Unternehmen sah dafür jedoch keine Notwendigkeit und lehnte die Entwicklung kategorisch ab, besaßen sie mit dem Motorola 6800 doch einen Prozessor, der genug Profit produzierte. Chuck begann daraufhin in seiner Freizeit die Möglichkeiten solch einer CPU zu erörtern. Der Kern seines Prozessors war dem des 6800 nicht unähnlich. Statt jedoch ein 16bit Index-Register zu benutzen, setzte Peddle auf zwei 8bit Register, die gemeinsam ihre Werte auf eine vorgegebene Adresse addierten.

Chuck und seine Mitarbeiter präsentierten nach einiger Zeit dem Unternehmen einen fertigen Entwurf, doch noch immer konnte sich beim Vorstand niemand dafür erwärmen. Dies führte nun zu Chucks Ausstieg bei Motorola und dem Einstieg bei MOS, die den Entwurf dankbar aufnahmen. Chuck entwickelte aus seinen Ideen nun den MOS 6501, dem direkten Vorläufer des MOS 6502. Dieser war pinkompatibel mit dem Motorola 6800 und konnte daher problemlos auf diesen Platinen betrieben werden. Auch Motorola erkannte die Gefahr und verklagte das kleine Unternehmen MOS, das sofort die Herstellung des 6501 einstellte. Stattdessen kam der 6502 auf dem Markt, der den juristischen Feinheiten entsprach und somit keine Probleme mehr darstellen sollte. Nun hatte auch Motorola keine Einwände mehr.

1975 präsentierte man den 6502 auf der Wescon Show zu einem Preis von 25 $ und konnte Zuschauer, wie auch Mitbewerber, mit einigen interessanten Details verblüffen. Intern, wie extern, arbeitet der Prozessor mit der gleichen Taktfrequenz und war der Konkurrenz damit im Grunde überlegen. Allerdings war das Tempo der CPU selten schneller als 2 MHz. Damit konnten höhergetaktete CPUs, beispielsweise der Zilog Z80, durchaus dem Wunderchip von MOS Paroli bieten. Erschwerend kam noch hinzu, dass Programme auf dem 6502 weitaus mehr Speicher benötigten, als bei Computermodellen, die auf den Chips der Gegenspieler basierten. Innovativ war jedoch die zweistufige Pipeline-Architektur, die bereits einen weiteren Befehle abarbeiten konnte, wenn der erste Befehl annähernd fertig war.

MOS 6510Allerdings hatte MOS Probleme Entwickler für den neuen Prozessor zu finden. Zu Zeiten seiner Kompatibilität konnte einfach auf die Hard- oder Software des 6800 zurückgegriffen werden. Nun war man genötigt selbst entwickeln zu müssen oder entwickeln zu lassen. Chuck Peddle blieb nicht untätig und arbeitete an dem KIM-1, einem einfachen Single-Board Computer, der dem Laien oder Hobbyentwickler die Vorteile eines Computers nahelegen sollte. Chuck selbst rechnete nicht mit großen Verkaufszahlen. Jedoch musste er sich eines besseren belehren lassen, als KIM-1 unerwartet zu einem Verkaufshit wurde.

Nun begannen sich auch andere Unternehmen für den kleinen Prozessor zu interessieren. Allen voran die junge Garagenfirma Apple, die mit ihren ersten Computer, dem Apple I, auf den 6502 setzten. Kurze Zeit später kaufte auch Commodore eine große Anzahl für ihren Commodore PET. Es gab kein Halten mehr: Apples Nachfolger, der Apple II, basierte wieder auf dem 6502 und endlich stiegen auch die anderen Hersteller ein: Ataris Heimcomputer besaßen alle als Herz diesen Chip, ebenso wie die BBC Micro Modelle oder der Commodore VC-20.Bender 6502

Doch nicht nur in der Computerwelt war der Prozessor anzutreffen, auch der boomende Videokonsolenmarkt nutzte Chucks Entwurf: das Atari VCS 2600 war ebenfalls mit diesem bestückt. Als Nintendo das NES vorstellte, war auch hier ein MOS 6502 als Schaltzentrale vorhanden (der allerdings von Ricoh hergestellt und ein wenig modifiziert wurde). Auch der wohl meistverkaufte Heimcomputer aller Zeiten, der Commodore C64, setzte auf die 8bit CPU, hier allerdings in der Version 6510, die einen zusätzlichen I/O-Port mit 8bit besaß. Der Prozessor war derart erfolgreich, dass auch die Filmindustrie ihm zwei kleine Denkmäler setzte: im James Camerons Terminator zeigt die Cyborgansicht in roter Farbe ein 6502-Assembler an, während der respektlose und unmoralische Bender aus Futurama als Hauptprozessor einen MOS 6502 besitzt.