Sierra On-Line

Kurz nach der Fertigstellung von King's Quest VI begann Janes Jensen mit einer eigenen Serie, Gabriel Knight: Sins of the Father. Das Spiel war von Beginn an für CD-ROM geplant und hatte für die Sprechrollen bekannte Hollywood-Stars, wie Tim Curry, Mark Hammill, Leah Remini und Michael Dorn im Angebot. Das Spiel gab Jensen einen ungeheuren Karriereschub, den sie für ihre neue Rolle als Schritstellerin gleich umsetzte, in dem sie zum Spiel den Roman schrieb.

1993 verleibte sich Sierra Coktel Vision ein, ein französisches Softwarehaus, die durch Produktionen, wie Inca oder Gobliins (und dessen Nachfolger) bekannt wurden. Der Aufkauf kam einen Glücksfall für Coktel gleich, konnten sie nun Ihre Produkte auf einem erhelblich grösseren Markt vorstellen.

Police Quest Open SeasonPolice Quest IV: Open Season kam im selben Jahr auf den Markt und verabschiedete sich von vielen bekannten Serieninhalten. Es gab keinen Sonny Bonds, keine Kleinstadt namens Lytton. L.A. war nun der Handlungsort und die Story basierte lose auf dem Leben des Serienkillers Jefferey Dahmer. Auch Jim Walls war nicht mehr präsent, dieser verliess Sierra direkt nach der Veröffentlichung von Teil 3 und wurde von Daryl F. Gates, dem ehemaligen Polizeichef L.A.s beerbt.

Aber auch Sierra musste etwas ändern, die Örtlichkeit. Sierra war zwar der grösste Arbeitgeber der Stadt, jedoch veranlasste der ländliche Ort Studenten nicht grad zum sofortigen Umzug zu Sierra um dort eine Karriere zu starten, denn die nächste Universität war mindestens 50 Meilen entfernt. Ohne Flugplatz oder anderen schnellen Anbindungen war dies im Land der unbegrenzten Möglichkeiten ein Unding. Selbst Bill "Microsoft" Gates fragte Ken einmal, wie er es anstelle von solch einem verlassenem Ort aus ein erfolgreiches Unternehmen zu führen (meine patzige Antwort wäre: "Siehst Du doch, Nerd!). Aber es war tatsächlich Zeit ein neues Lager aufzuschlagen. Die Entscheidung fiel zugunsten von Bellevue im Bundesstaat Washington. Durch die nahe Anbindung an Seattle (und an das Microsoft Hauptqaurtier) war die Suche nach potenten Studenten kein Problem mehr. Lediglich die Spieleentwicklungsabteilung verblieb in Oakhurst, andere Teile der Entwicklung und das Management zogen nach Seattle.

Das Unternehmen wurde damit in fünf seperate Einheiten aufgesplittet: Sierra Publishing (Oakhurst), Sierra Northwest (Bellevue), Dynamix, Bright Star Technologies und Coktel Vision. Alle Einheiten arbeiteten getrennt voneinander, nutzten jedoch die gleich Fabriken, Distributionen und Verkaufswege, die durch das Management von Sierra (Northwest) geleitet wurden.

Kings Quest 7Durch den Erfolg des neuen Mediums CD-ROM und den Gerüchten über ein neues Windows (95) musste die Entwicklungsabteilung erneut neue Technologien aus dem Hut zaubern. Die Entwicklungskosten für die neuen Grafiken und die SOundabteilung stiegen in ungeahnte Höhen, so dass auch alte Verkaufstricks aus dem Ärmel geschüttelt wurden. Anlässlich des 15 jährigen Bestehens des Unternehmens veröffentlichte Sierra Collectors Editions ihrer bekanntesten Serien auf CD-ROM. Nebemher wurde das Logo etwas überarbeitet.

Trotzdem wurden zwei neue Spiele auf den Markt geworfen: King's Quest VII, entworfen von Roberta Williams und Lorelei Shannon und Phantasmagoria, eine opulentes Multimediafeuerwerk, ebenfalls entworfen von Roberta. King's Quest VII nutzte eine neue Version des SCI-Interpreters (SCI 32), die bereits in 32-bit operierte und damit auch Multimedia- und Windowsfreundlich ausgelegt war.

Print Artist1995 sollte ein erfolgreiches Jahr für das Unternehmen sein, der Umzug brachte einen großen finanziellen Vorteil, der sofort für die Fokussierung auf neue Gebiete, wie dem Homeentertainment, genutzt wurde. Sierra kaufte The Pixellite Group auf. Mit diesem Aufkauf besaßen sie die Rechte für das Programm Print Artist. Mit diesem konnte jeder Nutzer zu Hause via DTP hochwertige Dokumente erstellen. Auch Green Thumb Software, Produzent von Garten- und Landschaftsarchitektur-Software wurde gekauft, ebenso Arion Software, Produzent der MasterCook-Serie. Daneben wurde ein Joint-Venture mit P.F. Collier gegründet, mit dem Ziel, digitale und multimediale Enzyklopädien zu entwickeln und herzustellen.

Das Jahr wurde mit einer Steigerung von 19 % gegenüber dem Vorjahr und insgesamt 83,4 Millionen Dollar Umsatz abgeschlossen. Dies führte dazu, dass der Preis der Aktien von 18 auf 26 Doller stieg. Michael Brochu wurde Präsident und COO (Chief Operating Officer), ernannt durch CEO und Chairman Ken Williams. Damit war Brochu für das laufende Tagesgeschäft zuständig, während Ken Williams weiterhin die Entwicklungsleitung innehatte. Doch auch im Spielesektor kaufte Sierra im großen Stil ein: Impressions Games, Entwickler der Cesar-Reihe, Papyrus Design Group, Entwickler der NASCAR-Reihe und der Indy-Car-Serie, sowie SubLogic, Herausgeber der Pro Pilot-Serie, sie alle wurden von Sierra aufgekauft. Im selben Jahr unterzeichneten Sierra und Nintendo of America Inc., der amerikanische Ableger des japanischen Spieleriesen, einen Vertrag, in dem Sierra sich verpflichtete für die kommende Konsole Nintendo 64 Spielesoftware zu entwickeln. Auch wenn, aufgrund von rechtlichen Problemen seitens Nintendo, niemals Spiele entwickelt wurden, die Nachricht brachte Sierra große Sympathien im Konsolenlager. Ein weiterer Deal erfolgte mit Pioneer, mit denen ein Joint-Venture gegründet wurde, um den japanischen Markt zu erschliessen. Die Firma erhielt den Namen Sierra Venture und belieferte Nippon, durch die Investition von 12 Millionen Dollar, mit den beliebtesten Spielen Sierras. Zusätzlich entwickelte Pioneer selbst noch Educational Software, die unter dem Namen Sierras publiziert wurden. Dies half Sierra sich dort einen Namen zu machen.

Ein weiteres Gebiet erschloss sich Sierra mit der Eröffnung der ersten Webseite, SierraWeb. Hier konnte der Nutzer sogar die firmeneigene Seite nach gutdünken selbst verändern und erhielt daneben noch News, Videos, Online-Stores und vorgefertigte Chatrooms. IrgendwasDas neue Jahr begann mit einem weiteren Kurssprung gen Himmel auf 32 Dollar je Aktie. Sierra hatte 1100 Mitarbeiter weltweit und über 100 Produkte befanden sich in der Entwicklung. Durch die Zusammenarbeit mit TSR, Inc. hatte Sierra Zugriff auf das populäre Dungeons & Dragons Rollenspielsystem und veröffentlichte Birthright - The Gorgon's Alliance.

Auch eine neue Produktlinie, SierraOriginals, wurde ins Leben gerufen, die es ermöglichte, die alten Klassiker zum LowBudget-Preis erneut auf den Markt zu werfen. Doch auch andere Dinge passierten: Sierra erhielt seitens der CUC International, eines mitgliederbasierenden Konglomerats mit über 60 Millionen Kunden weltweit, die nun aggressiv in den multimedialen Markt stürmten, ein Kaufangebot, der 90 % über dem eigentlichen Wert stand. Dies führte zu einem Kaufpreis von 1,5 Milliarden Dollar. Walter Forbes, Mitglied des Aufsichtsrates und CEO des CUC, hatte den Kauf Ken Williams vorgeschlagen.

Jedoch konnte nicht das Unternehmen, sondern nur die Aktienbesitzer über diesen Vorschlag abstimmen. Doch am 24. Juli 1996 war es dann soweit und Sierra wurde an CUC verkauft, ebenso wie Davidson & Associates Inc. und später Gryphon Software und Knowledge Adventure Inc. Die Leitung durch die CUC war Bestandteil vieler Diskussionen, hatten sie doch keinerlei Erfahrungen bezüglich des interaktiven Entertainment Business. Zu dieser Zeit nahm Sierra noch an, dass, durch den Aufkauf anderer Firm durch die CUC, sie noch schneller expandieren könnten. Direkt nach dem Verkauf trat Ken Williams als CEO von Sierra zurück und Michael Brochu übernahm dessen Platz. Ken blieb jedoch, als Vizepräsident der CUC, weiterhin in der Nähe seiner Firma und konnte so eine strategische Leitung für Sierra aufbauen. Zusätzlich begann er an NetMarket, der Online-Distributionsplattform der CUC zu arbeiten.

Doch auch nach dem Aufkauf konnte Sierra selbst nicht aufhören und verleibte sich noch Synergistic Software, einem berühmten, weil einer der ersten Dritthersteller für Apple II Computer und Headgate, einem Hersteller von Golfprodukten, ein. Doch im September des Jahres kündigte CUC an, die Firmen zu einem Unternehmen, namens CUC Software Inc. zu konsolidieren. Das Hauptquartier sollte in Torrance, Kalifornien entstehen. Blizzard sollte dabei eine eigenständige Software-Division werden. CUC Software hätte das Fertigen, die Distribution und den Verkauf von Sierra, Davidson, Blizzard, Knowledge Adventure, and Gryphon Software übernommen.

Das Ende des Jahres wurde mit der Veröffentlichung des MMOG (Massiveley Multiplayer Online Game) The Realm Online gefeiert und war Neverwinter Nights nicht unähnlich. Zu seiner besten Zeit hatte das Spiel über 25.000 Spieler. Ken Williams arbeitete hier als ausführender Produzent bis 1998.

 

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